Flagge | |
Sprache | Nauruisch, Englisch |
Währung | Australischer Dollar |
Hauptstadt/Hauptort | Yaren |
Zuordnung | unabhängig |
Reisezeitraum | 20.-23.10.2013 |
Nauru-Reisebericht
Um den kleinen Inselstaat Nauru ranken sich so manche Geschichten. Du hast trotzdem noch nie von ihm gehört? Naja, dann geht es dir vermutlich so, wie dem Großteil der Menschen, die man auf der Straße ansprechen und danach fragen würde.
Bei Nauru handelt es sich um einen kleinen kartoffelförmigen Inselstaat Ozeaniens, Luftlinie etwa 3000km vom australischen Nordosten entfernt. Die Insel hat gerade mal eine Fläche von ca. 21km² und etwas über 10.000 Einwohner (Stand 2011).
Das Besondere an Nauru ist der Reichtum, den seine Bewohner in den 1970er und 1980er Jahren mit dem größten Pro-Kopf-Einkommen der Welt besaßen. Hintergrund ist der im großen Stil durchgeführte Phosphatabbau, denn Nauru besitzt Phosphatvorkommen mit dem höchsten Phosphatgehalt der Welt. Dies führte dazu, dass die Nauruer sich einfach alles leisten konnten: durchschnittlich ein Boot und 2-3 Autos pro Haushalt (bei 29km asphaltierter Straße), kostenlose medizinische Versorgung, keine Steuern und Gebühren, viele Feste und vor allem Gastarbeiter, die das Phosphat abbauten und sich um alle anderen notwendigen Dienstleistungen kümmerten. So verlernten die Nauruer sich selbst zu versorgen und überhaupt einen geregelten Tagesablauf zu haben und zu arbeiten. Pannenautos, die man teilweise auch heute noch sehen kann, wurden einfach am Straßenrand abgestellt und ein neues besorgt. Mit dem Geldkoffer wurde nach Australien gejettet und shoppen gegangen. Die Insel allerdings wurde durch den Phosphatabbau richtiggehend ausgebeutet und sieht in ihrer Mitte mittlerweile wie eine unwirkliche Mondlandschaft aus. Nur um die Ringstraße, die einmal um die Insel führt, gibt es noch Strand und viel grünen Palmenbewuchs zu sehen. Ein weiteres Resultat aus dem ausschweifenden Leben ist einer der weltweit höchsten Anteile an Fettleibigkeit und Diabetes in Naurus Bevölkerung.
Doch irgendwann Anfang der 2000er gingen die Phosphatbestände zur Neige und mit ihnen auch die Geldreserven der Nauruer. Durch mehrere Fehlinvestitionen ging auch der Staatshaushalt den Bach runter, bis zuletzt die Banken auf Nauru kein Geld mehr auszahlen konnten und die Nauruer plötzlich pleite waren. Das Land fiel dadurch in den Status eines Entwicklungslandes zurück und hat bis heute damit zu kämpfen, neue Einnahmequellen zu finden und den eigenen Leuten wieder Arbeitsplätze anbieten zu können sowie das Arbeiten überhaupt wieder zu erlernen. Inzwischen hat man wieder neue Phosphatvorkommen entdeckt, so dass das Ausbeuten der Insel weitergehen wird und das zwischenzeitlich geschlossene australische Flüchtlingslager wurde ebenfalls wiedereröffnet, um mehr Einnahmen zu generieren, aber das ist eine andere Geschichte. Es ist zu hoffen, dass Nauru noch die Kurve kriegt…
Wer sich genauer über die interessante Geschichte Naurus informieren möchte, dem empfehle ich die folgenden Dokumentationen, da es noch viel zu erzählen gäbe, was aber hier den Rahmen sprengt: #xxx
Reiseplanung oder „A long way to go“
Von seiner spannenden Geschichte einmal abgesehen, gilt Nauru bestimmten Quellen zufolge (u.a. 2013: The 25 Least Visited Countries in the World und 2015: The 25 Least Visited Countries in the World) als das am wenigsten besuchte Land der Erde (alle damaligen Krisengebiete eingeschlossen), was mich erst recht anspornte, diese Insel einmal betreten zu wollen.
Durch die entdeckten Informationen beeindruckt und fasziniert, wollte ich Nauru unbedingt einmal live erleben und nicht nur, wie es in vielen sozialen Medien geschieht, von diesem Plan schreiben, sondern ihn auch wirklich in die Tat umsetzen. Beschäftigt hat mich das Thema vor diesem Hintergrund bereits einige Jahre und zwischen 2010 und 2012 habe ich bereits diverse Recherchen und Anfragen, was Visabestimmungen und Kontaktadressen von Konsulaten und Unterkünften angeht, gestartet. Als dann Ende 2012 unser Trip nach Australien Gestalt annahm, sah ich meine Chance gekommen, da ich erstens schon mal „in der Gegend“ wäre und zweitens „Our Airline“ (seit 2014 in „Nauru Airlines“ umbenannt), die staatliche nauruische Fluglinie, außer ein paar Inselstaaten in der Umgebung auch zweimal wöchentlich (Stand 2013) Brisbane anfliegt. Da das Flugzeug generell das einzige wirklich sinnvolle Transportmittel zur Anreise nach Nauru für den normalsterblichen Vollzeitangestellten darstellt (es gibt wohl einmal monatlich auch ein Versorgungsschiff, mit dem man ggf. mitfahren kann, über das ich aber keine weiteren Infos finden konnte und das zeitlich auch nicht in Frage kam), versuchte ich also bei der Australienplanung schon den Flugplan von Our Airline im Hinterkopf zu haben.
Ich will da hin und Juliane, die ich mit dem Thema schon komplett zugetextet habe, will ich mitnehmen!
Unsere Australienplanung sieht einen Reisezeitraum etwa im Oktober vor und wir haben erstDezember des Vorjahres. Viel Zeit, um auch noch rechtzeitig die nötigen Nauru-Formalitäten zu erledigen, denke ich. Doch weit gefehlt, denn selbst wenn man bereits ein paar richtige Kontaktadressen hat, gestaltete sich bei der Nauru-Reiseplanung alles etwas komplizierter als gedacht (die damals beim Auswärtigen Amt angegebene und zwischenzeitlich aktualisierte Mailadresse vom Generalkonsulat war übrigens schon mindestens seit 2010 nicht mehr aktuell, denn darüber habe ich nie jemanden erreicht). Aber lest die Chronologie selbst:
- 04.01.2013
1. Mails versendet an diverse Emailadressen der insgesamt vier Unterkünfte, die ich herausfinden konnte.
-> eine Antwort am gleichen Tag (private Unterkunft, viel zu teuer), ansonsten nur Fehlermeldungen aufgrund falscher Adressen bzw. keine Rückmeldung
2. Mail an den Director Tourism der offiziellen Nauru-Website bzgl. aktueller Kontaktadressen der Hotels versendet.
-> nie beantwortet - 12.01.2013
1. Mail an eine andere „offizielle“ Adresse gesendet, um aktuelle Kontaktdaten der Hotels zu erhalten.
-> nie beantwortet
2. Erneute Mailanfrage an die beiden auf Nauru vorhandenen Hotels über weitere Emailadressen, die ich irgendwo gefunden habe, versendet. - 13.01.2013
1. Antwort Od’n Aiwo Hotel mit den entsprechenden Kostenangaben
2. Erneute Anfrage beim Menen Hotel über eine weitere Emailadresse
-> weiterhin keine Antwort
3. Anfrage bzgl. des aktuellen Flugplans bei Our Airline
4. Anfrage bzgl. Visaabwicklung an die offiziellen Emailadressen des Konsulats in Australien
-> nie beantwortet - 14.01.2013
1. Website des Menen Hotel entdeckt und über das Kontaktformular über weitere zwei Emailadressen angefragt.
-> Antwort mit den Infos am gleichen Tag!
2. Antwort von Our Airline, dass sie mir den aktuellen Flugplan mitteilen werden, sobald er zur Verfügung steht.
-> Nachfrage von mir bzgl. der verfügbaren Tarife - 15.01.2013
Antwort Our Airline (andere Sachbearbeiterin) mit dem alten Flugplan im Anhang (juchhee!) - 16.01.2013
1. Erneute Rückmeldung des Menen Hotel mit der Frage nach der gewünschten Reservierung
-> Antwort von mir, dass wir noch in der Planung sind und ich mich, sobald der Flug buchbar ist, mit meiner Reservierung melde + eine weitere allgemeine Frage
2. Antwort von Our Airline (erste Sachbearbeiterin) bzgl. meiner Nachfrage der Tarife und mit dem alten Flugplan im Anhang (juchhee!). - 17.01.2013
1. Rückmeldung Menen Hotel zu meiner allgemeinen Frage
2. Anfrage bzgl. Visaabwicklung an weitere, ermittelte Kontaktadressen des Konsulats in Australien - 21.01.2013
Rückmeldung des Konsulats bzgl. des Ablaufs der Visabeantragung und der benötigten Daten(bestätigter Flug, bestätigte Unterkunft, ausgefüllter Visumsantrag, kurzes Statement zum Zweck des Aufenthalts, gescannte Farbkopie des Reisepasses) zusammen mit der Info, ich solle es später versuchen, da das Visum nur 6 Monate ab Ausstellung gültig ist. - 24.02.2013
Nachfrage bei Our Airline, ob der alte Flugplan auch für Oktober noch gültig sein wird. - 25.02.2013
Rückmeldung von Our Airline, dass sie mir den neuen Flugplan senden, sobald er verfügbar ist. - 02.04.2013
1. Neuen Flugplan auf der Website von Our Airline entdeckt und Flug gebucht!
2. Anfrage an Our Airline bzgl. der Bestätigung für die Visaangelegenheiten - 03.04.2013
1. Anfrage zur Buchung im Menen Hotel
-> keine Antwort
2. Rückmeldung Our Airline bzgl. der Bestätigung und Info, dass sich der Flugplan in der nächsten Woche noch ändert mit der Aussage „Wir konnten ja nicht erwarten, dass schon jemand für Oktober bucht.“ (Warum man dann trotzdem wissentlich einen falschen Flugplan online stellt? – That’s Nauru!) - 04.04.2013
Anfrage zur Buchung im Menen Hotel über das Kontaktformular
-> Antwort von Menen Hotel, dass es „ausgebucht“ sei– That’s Nauru! - 08.04.2013
Anfrage zur Buchung im Od’n Aiwo Hotel - 10.04.2013
Bestätigung der Buchung im Od’n Aiwo Hotel - 02.05.2013
Einsendung aller Visaunterlagen an das Konsulat in Australien - 09.05.2013
1. Rückmeldung des Konsulats, dass sie nicht mehr für die Visaerteilung zuständig wären undman sich direkt an den Immigration Officer auf Nauru wenden muss.
2. Einsendung aller Visaunterlagen an den Immigration Officer auf Nauru - 14.05.2013
Bestätigung des Eingangs der Visaunterlagen und Info über deren Weiterleitung an die Visa Section, die mich dann in den weiteren Schritten unterstützen würde… - 31.05.2013
Tatsächliche Meldung der Flugzeitenänderung durch Our Airline (siehe 03.04.2013) - 05.06.2013
Rückfrage beim Immigration Officer bzgl. des Visums und der nächsten Schritte (eine der beiden bekannten Emailadressen gibt einen Undelivery-Fehler zurück) - 20.06.2013
Erneute Rückfrage beim Immigration Officer, u.a. über dessen Privatmailadresse bzgl. des Visums und der nächsten Schritte (eine der drei bekannten Emailadressen gibt einen Undelivery-Fehler zurück). - ca. 22.06.2013
Erneute Rückfrage bzgl. des Visums und der nächsten Schritte über die offizielle Website von Nauru.
-> nie beantwortet - 30.06.2013
Erneute Meldung einer Flugzeitenänderung durch Our Airline (nur dass es keine Änderung gab… – That’s Nauru!) - 05.07.2013
Problemschilderung und Rückfrage bzgl. des Visums beim Konsulat in Australien - 08.07.2013
Rückmeldung des Konsulats, ich solle mich doch ggf. mal an die private Mailadresse des Immigration Officers wenden. Hab ich zwar vorher schon, aber ok, ich versuch‘s wieder… - 15.07.2013
Erneute Rückfrage beim Immigration Officer, u.a. auch wieder an die Privatmailadresse bzgl. des Visums und der nächsten Schritte. - 21.07.2013
Problemschilderung und Rückfrage bzgl. des Visums beim Konsulat in Australien - 22.07.2013
Rückmeldung des Konsulats, dass sie versuchen nachzufragen und mich so schnell wie möglich informieren. - 30.07.2013
Rückmeldung des Konsulats, dass man leider „away“ war, man jetzt aber versucht nachzufragen und mich so schnell wie möglich informiert… – That’s Nauru! - 13.08.2013
Nachfrage per Mail beim Konsulat, die mir ja sobald wie möglich Bescheid geben wollten
-> nie beantwortet - 21.08.2013
Erneute Nachfrage per Mail beim Konsulat sowie beim Immigration Officer Nauru
-> nie beantwortet - 29.08.2013
Anruf auf der Hauptnummer des Immigration Office auf Nauru
-> ein Operator verbindet mich zum Immigration Office, Verbindung wird nach mehrmaligem Klingeln getrennt
zweimal Anruf unter der Durchwahl des Immigration Officers
-> immer besetzt - 02.09.2013
Anruf unter der Durchwahl des Immigration Officers
-> besetzt
Anruf auf der Hauptnummer des Immigration Office auf Nauru
-> ein Operator sagt mir, dass der Officer leider nicht im Büro sei, es sei aber auch ziemlich früh, ich soll es in einer halben bis einer Stunde noch mal versuchen (es ist 09:15 Ortszeit – That’s Nauru!). - 03.09.2013
Anruf auf der Hauptnummer des Immigration Office auf Nauru
-> Ein Operator verbindet mich zum Immigration Office. Man sagt mir, dass der Officer leider nicht im Büro sei. Ich könnte es aber in 1-2 Stunden noch mal versuchen (es ist jetzt kurz nach 10 Uhr Ortszeit – That’s Nauru!) und ich sage, dass ich auf der anderen Seite der Welt lebe und jetzt endlich ins Bett muss, mich aber noch mal per Mail melden werde.
Direkt im Anschluss noch eine Email an Geschäfts- und Privatadresse des Immigration Officers gesendet
-> keine Antwort - 05.09.2013
Erneuter verzweifelter Versuch des Kontakts über eine Mail ans Konsulat und eine weitere an eine offizielle Immigration-Adresse auf Nauru
-> keine Antwort, bei der Immigration-Adresse kommt eine Fehlermeldung zurück - 06.09.2013
Zweimal Anruf unter der Durchwahl des Immigration Officers
-> immer besetzt
Anruf auf der Hauptnummer des Immigration Office auf Nauru
-> ein Operator verbindet mich ohne Erfolg zum Immigration Office, doch man gibt mir die Mobilfunknummer(!) des Immigration Officers auf Nauru – That’s Nauru!
Anruf auf Mobilfunknummer des Immigration Officers
-> Er geht ran! Man sagt mir, man konnte die letzten Monate keine Mails mehr checken, da DER Computer kaputt war, der aber auch ziemlich alt wäre. Jetzt würde es aber wieder funktionieren und ich soll die Unterlagen noch mal schicken. – That’s Nauru!
Email mit den Unterlagen an die private und offizielle Mailadresse des Officers geschickt
-> keine Antwort - 10.09.2013
Nachfrage per Mail beim Immigration Officer
-> keine Antwort - 17.09.2013
Anruf auf der Mobilfunknummer des Immigration Officers
-> Man sagt mir, ich solle die Unterlagen doch bitte mal an seine private Mailadresse schicken (nicht, dass ich das nicht vorher schon jedes Mal getan hätte…). Auf die Frage, wie lange denn die Bearbeitung benötigen würde, sagt man mir, einen Tag. Beim Auflegen kommt dann der Hinweis, sollte ich allerdings bis Freitag nichts von ihm hören, dann soll ich einfach noch mal anrufen…heute ist Dienstag! – That’s Nauru! - 20.09.2013
Da ich (natürlich) noch nichts gehört habe, rufe ich also Freitag wieder an, dreimal nachts kurz nach 0:00 Uhr (Ortszeit 12:00-12:20 Uhr).
-> Es geht keiner ran.
Ich versuche es am Morgen kurz vor 8 Uhr (Ortszeit 18:00 Uhr) erneut und erreiche ihn (evtl. ist man auf Nauru ja abends aktiver). Man sagt mir, dass man gerade nicht im Büro ist, aber dann gleich noch mal hinfahren wird, ich soll ihm 40min geben. Ich buchstabiere noch mal meine Emailadresse, was gar nicht so einfach ist. Ich schicke sie auch noch mal per SMS hinterher, ohne zu wissen, ob man auf Nauru überhaupt SMS empfangen kann. - 24.09.2013
Ich habe immer noch nichts gehört…das waren lange 40min, weshalb ich wieder um kurz vor 8 Uhr morgens anrufe.
-> Man sagt mir, man wäre nicht mehr im Büro, ich solle doch am nächsten Tag noch mal anrufen. Erst heißt es um die gleiche Zeit, dann heißt es um 15 oder 16 Uhr Ortszeit (das wäre dann 5 oder 6 Uhr in Deutschland). Wir einigen uns auf 17 Uhr Ortszeit. - 25.09.2013
Ich rufe 3mal kurz vor 7 Uhr an und jedes Mal geht die Mailbox dran…jetzt bin ich echt pissed. Ich rufe im Büro und auf der Durchwahl an, mit dem gleichen Ergebnis.
Beim 4. Versuch auf dem Handy komme ich durch. Man sagt mir irgendwas von wegen das Netzwerk ist weg und ich soll ihn in einer Stunde nochmals kontaktieren.
Ich rufe ihn um 8 Uhr noch mal an. Das Netz sei immer noch weg, aber das wäre kein Problem. Er würde mir die Mail heute Abend noch schicken…oder morgen…oder am Freitag. Er kennt auch jemanden beim Netzanbieter und dort geht er auf jeden Fall hin, verspricht er mir (That’s Nauru!). Sollte ich bis Freitag noch nichts haben, soll ich noch mal anrufen… Ich frage, was wir für Optionen haben, sollte es wider Erwarten (*lol*) nicht klappen. Er beruhigt mich, dass es alles kein Problem wäre und es immer Backup-Möglichkeiten gäbe, so dass wir im System am Flughafen hinterlegt würden und boarden könnten. Ich vertraue auf die Aussage und denke, irgendwie werden wir das Kind schon schaukeln…schließlich habe ich seine Handynummer und er kennt mittlerweile definitiv unsere Namen 🙂 - 26.09.2013
Ich kann es nicht glauben, heute Morgen schlummert in meinem Postfach eine Mail mit zwei Letters of Entry (LOE) für Nauru, mit dem wir wohl tatsächlich einreisen könnten! #Foto LOE
Leider ist Julianes LOE fälschlicherweise auch mit meiner Passnummer ausgestellt…jetzt bin ich aber endlich echt zuversichtlich, dass es noch etwas wird, bevor unser Flieger nach Australien startet. Ich frage nach, ob das zu einem Problem führen könnte.
Es kommt prompt die Antwort, dass dies sehr wohl ein Problem wäre, man sich 1000 Mal entschuldigt und dies der erste Fehler beim Ausstellen eines LOEs war. Ich solle auf die Korrektur warten, die ASAP ausgestellt würde… - 27.09.2013
Ich habe, selbstverständlich, nichts mehr gehört, weshalb ich per Mail bzgl. des korrigierten LOE nachfrage, mit der Bitte um Ausstellung bis Dienstag (01.10.), damit wir sie bereits vor dem Flug nach Australien noch drucken und mitnehmen können.
Am gleichen Tag bekomme ich eine Entschuldigung dafür, dass man es vergessen hätte, aber sich sogleich an die Arbeit machen würde.
Ich selbst verliere langsam den Glauben…an absolut alles…
Am gleichen Tag kommt dann jedoch tatsächlich noch der korrigierte LOE für Juliane an. Ich kann es kaum glauben und denke, wir haben es nun geschafft! 🙂
Dass ich damit nicht ganz richtig liege, wird sich erst einige Zeit später zeigen…
Der Flug ins Ungewisse (20.-21.10.2013)
Mit den LOEs im Gepäck ging es dann also los nach Australien und wir genossen eine wundervolle Reise über den Fünften Kontinent, immer im Hinterkopf, dass für Juliane und mich ja noch ein abenteuerlicher und besonderer Abschluss bevorstehen wird. Der Hinflug von Brisbane nach Nauru ist für den 20.10.2013 geplant, zurück geht es dann schon wieder am 23.10.2013, um dann am gleichen Tag weiter nach Sydney zu fliegen und dann einen Tag später zurück in die Heimat.
Doch dann sollte noch mal alles anders kommen und unsere Planung auf die Kippe stehen. Etwa am 18.10. bekam ich von Our Airline eine Mail geschickt, die ich am 19.10., also am Tag vor dem Abflug, las. In dieser bat man mich um die Information, ob wir denn Visas und eine bestätigte Unterkunft für Nauru hätten und ob ich meine Handynummer angeben könne. Ich beantwortete die Mail umgehend und bekam dann kurze Zeit später eine weitere Email, durch die ich mich fast wie vor den Kopf geschlagen fühlte: Man teilte mir nun mit, dass das eigene Flugzeug beschädigt wäre und man eine Ersatzmaschine besorgen musste, welche aber nur die halbe Kapazität hätte. Nun hätte man die Passagiere priorisieren müssen und könne uns nicht mitnehmen. Stattdessen hätte man uns auf den Flug am 24.10. umgebucht.
Nur schade, dass wir an diesem Tag schon unseren Flug in die Heimat antreten würden. Deshalb versuchte ich unter der angegebenen Telefonnummer erfolglos anzurufen (es war Samstag und die Bürozeiten waren nur von Mo-Fr) und schrieb dann eine Bettelmail zurück, in der ich unsere lange Planung erwähnte. Außerdem erklärte ich, dass dieser Flug unsere einzige Möglichkeit wäre und fragte, ob man uns nicht doch irgendwie priorisieren könne, ggf. auch gegen eine Gebühr, mir war alles Recht.
Doch die morgendliche Rückmeldung am Flugtag (Sonntag) war leider relativ nüchtern. Man teilte uns mit, dass man leider 15 Personen „ausladen“ musste und dass man uns, selbst wenn wir heute Abend mitfliegen würden, keine Garantie geben könne, dass man uns auch wieder zurück bringen kann. Es wurde uns geraten den Flug auf den 24. oder 27.10. zu verschieben, was aus bekannten Gründen für uns ja nicht möglich war.
Ich war richtig niedergeschlagen und langsam auch verunsichert: Sollte jetzt doch alles umsonst gewesen sein? Sollte ich überhaupt noch versuchen irgendwas zu erreichen? Jetzt stand zusätzlich noch eine ungewisse Rückreise im Raum, wodurch wir dann unseren Rückflug nach Deutschland verpassen könnten. Sollte ich mir vielleicht einfach unser Geld zurück geben lassen und Nauru, einen viel zu kurzen Trip für einen viel zu hohen Preis irgendwo zum A… der Welt einfach aus meinem Kopf streichen? Ich wusste es nicht und konnte unsere Zeit in Surfers Paradise auch nicht so wirklich genießen, aber wir fuhren dennoch schon vormittags zum Flughafen in Brisbane, einfach um eventuell mal persönlich mit irgendjemandem von Our Airline sprechen zu können. Ein Büro der Airline konnten wir vor Ort aber nirgends finden und so kam es am Informationsschalter zu einem Dialog, der es so auch in irgendeine Comedy-Sendung geschafft hätte:
Ich: „Hello, we are searching for an office of Our Airline. Can you help us, please?“
Info: „Sure, which airline are you searching for?“
Ich: „Our Airline.“
Info: „Yes, but which airline?“
Ich (checke endlich, warum wir uns im Kreis drehen): „The airline is called „Our Airline“.“
Info (etwas verwirrt): „Ah…ok…let me just check.“
Heraus kommt allerdings lediglich, dass Our Airline kein eigenes Büro am Flughafen unterhält, das Personal dann etwa drei Stunden vor dem Abflug vor Ort sein wird und man uns lediglich eine Servicenummer des Büros geben kann. Hierbei handelt es sich natürlich um die Telefonnummer, die ich bereits habe und welche am Wochenende nicht besetzt ist. Also versuche ich es ein letztes Mal per Mail, erkläre, dass wir gerade am Flughafen sind und mit jemandem sprechen wollten und frage nach einer Telefonnummer. Ich erhalte tatsächlich relativ zeitnah eine Antwort mit einer Handynummer unter der ich anrufe und unsere Situation erneut schildere, auch darauf eingehe, dass ich vermutlich der Erste war, der diesen Flug überhaupt gebucht hat. Man erklärt mir allerdings erneut, dass es nicht in ihrer Macht liege und manche Passagiere, Einheimische, einfach zurück nach Nauru müssten. Wenn ich wirklich unbedingt will, könne ich aber zum Flughafen kommen und wie bereits eine Gruppe japanischer Geschäftsleute auf Stand-by dort warten und hoffen, dass nicht alle Passagiere erscheinen werden.
Was blieb uns übrig, also sind wir abends wieder zum Flughafen, haben ausgemacht, dass Juliane und ich reingehen und unsere Australien-Reisegefährten zumindest mal noch bis zum geplanten Boarding in der Nähe des Flughafens bleiben. Sollten wir erst später rauskommen, würden wir sie einfach anrufen. Ich war fest davon überzeugt, sie ganz bald wiederzusehen.
Im Flughafen meldeten wir uns am Check-In-Schalter, wo man uns schon kannte und sich fragte und nicht verstehen konnte, was wir denn so unbedingt auf Nauru wollen. Wir wurden gebeten Platz zu nehmen und zu warten, man käme uns zu den weiteren Entwicklungen informieren. In der Ferne erkannten wir auch die 3er-Gruppe japanischer Geschäftsmänner, die ebenfalls wartete.
Gefühlt dauerte es ewig, bis endlich eine Mitarbeiterin zu uns kam und uns mitteilte, dass bislang noch nicht alle Passagiere erschienen wären, aber der Check-In noch lief. Jeder neue Passagier, der durch die Halle lief wurde von uns beäugt, immer hofften wir, dass er nicht beim Our Airline-Schalter stehen bleibt. Irgendwann rechneten wir uns geringe Chancen aus, doch da waren ja noch die drei Japaner. Was, wenn nur noch ein Platz im Flugzeug frei wäre? An diese Möglichkeit hatte ich noch überhaupt nicht gedacht und wollte es auch nicht, denn ich wollte mit Juliane zusammen dort hin und sie nicht die letzten Tage allein hier in Brisbane zurücklassen. Dennoch bestand sie darauf, dass ich ihr vorsichtshalber alle Unterlagen für den Flug von Brisbane nach Sydney aushändige. Sie wusste, dass mir der Trip wichtiger war, als ihr und wollte nicht, dass ich die Chance nicht nutze. Ich wusste aber innerlich, dass ich nicht fliegen werde, sollte es tatsächlich zu dieser Situation kommen, zumal ich auch wusste, dass sie mir zuliebe allein in Brisbane bleiben, sich dabei aber sicherlich nicht wohl fühlen würde. Auch ich hätte dann keinen Spaß an der Reise und könnte nicht unbeschwert den kleinen Inselstaat erkunden. Ich hoffte einfach inständig, dass diese Situation nicht eintritt, wir entweder beide Platz im Flieger finden oder keiner.
Irgendwann sehen wir, dass die japanischen Geschäftsleute aufstehen, einchecken und dann zum Boarding verschwinden. Wir sitzen allerdings immer noch auf unseren Stühlen ganz in der Nähe des Check-In-Schalters. Nach einer weiteren Ewigkeit in Ungewissheit winkt uns schließlich eine Mitarbeiterin zum Schalter. Sie meint, dass tatsächlich noch Passagiere fehlten, sie aber nun den Schalter schließen und uns noch schnell einchecken würden. Wir könnten aber leider keine Plätze mehr nebeneinander erhalten. Das ist uns natürlich egal, wir sind überglücklich und wollen so schnell wie möglich den Check-In hinter uns bringen, nicht, dass doch noch jemand auftaucht. Man fragt nach dem Visum, ich zeige die LOEs vor, welche kritisch beäugt werden. Wo ich die denn her hätte fragt man mich. Ich antworte, direkt vom Immigration Officer auf Nauru, der auch unterschrieben hat. Das scheint überzeugend genug zu sein und wir bekommen unsre Tickets und eilen zum Boarding, was dann allerdings erst verspätet stattfinden wird.
Dass es ja in einer Email mal hieß, dass man ja gar nicht garantieren könne, dass man uns auch wieder mit zurück nehmen könne, spukt zwar noch in meinem Hinterkopf, da diesbezüglich aber am Flughafen nichts mehr erwähnt wurde, versuche ich diesen Gedanken in der aktuellen Euphorie zu verdrängen und auch nicht laut auszusprechen. Zur größten Not werde ich schon irgendwie den Rückflug nach Deutschland von Nauru aus umbuchen können. Jetzt zählt erst mal: Wir haben es geschafft, eeendlich geht die Reise tatsächlich los!
Tag 1 (21.10.2013): Welcome to Nauru
Mit etwas Verspätung heben wir schließlich in Brisbane ab. Im Flieger sitzen wir entspannt direkt hintereinander und starten nach einem leckeren Snack in den frühen Morgenstunden des Folgetags den Landeanflug auf Nauru, welches wir schon früh aus dem Flugzeugfenster heraus erkennen können. Die Szenerie bei der Landung ist atemberaubend: Es existiert nur eine lange gerade Straße am südlichen Rand der Insel, die auf beiden Seiten gewissermaßen im Wasser endet. Mit Straße meine ich in dem Fall auch eine Straße, keine spezielle Landebahn. Der Verkehr auf der Ringstraße, der auch die „Landebahn“ kreuzt, wird für die Zeit der Landungen und Abflüge kurzerhand mit einem Gitter gestoppt. -> That’s Nauru!
Auch der Flughafen selbst ist ein Erlebnis, denn so nahe kommt man selten an ein startendes oder landendes Flugzeug und ein Parken direkt vor dem Terminal ist ganz normal. Drinnen gibt es allerdings nicht viel, eine Abflughalle, von der aus man direkt nach draußen auf den Runway blickt, ein kleiner Kiosk, in dem es eigentlich so gut wie gar nichts gibt und man auch keinen Verkäufer sieht und die Immigration, die einen direkt nach dem Ausstieg am Eingang ins Terminal erwartet. Ein bisschen bekomme ich noch mal Muffensausen, als wir dann den Immigration-Zettel ausfüllen und Angaben dazu machen müssen, was wir denn mit uns führen. Auch Obst ist verboten und ich halte eine Tüte mit Äpfeln in der Hand. Entsprechend gebe ich es wahrheitsgemäß an. Ein Flughafenmitarbeiter schaut stutzig auf meine Declaration und fragt, was es damit auf sich hat. Ich zeige ihm die Äpfel und er winkt uns einfach nur durch, auch abgeben muss ich nichts. Am Immigration-Schalter geben wir schließlich unsere LOEs ab und man behält unsere Reisepässe ein, in welche das Visum gestempelt würde und die wir dann am nächsten Tag auf dem entsprechenden Amt südlich des Flughafens an der Ringstraße wieder abholen könnten.
Wir haben es endgültig geschafft, wir sind da! Nachdem wir unsere Backpacks eingesammelt haben, machen wir uns auf den Weg zum Od’n Aiwo Hotel, welches ca. 1,2km vom Flughafen entfernt sein soll. Doch bereits auf der Straße vom Flughafen hält ein Wagen neben uns und die freundliche Einheimische nimmt uns das Stückchen mit. Generell lernen wir, dass man es mit dem Laufen hier nicht so hat. Die zuvor gelesenen Informationen darüber, dass eines der Hobbies der Einheimischen ist, die Ringstraße entlang zu fahren, bewahrheitet sich. Und so langsam wird uns auch klar, warum das so ist und warum man den Eindruck bekommt, hier will keiner so richtig arbeiten und vor allem nicht zu schnell. Das Klima ist erdrückend! Es ist richtig heiß und dabei herrscht eine so hohe Luftfeuchtigkeit, wie wir sie vielleicht sonst noch nirgends erlebt haben.
Im Hotel angekommen, betreten wir die Eingangshalle und fühlen uns in die Zeit der 70er/80er-Jahre zurückversetzt. Ich hatte auch darüber bereits gelesen und tatsächlich scheint die Zeit hier still zu stehen. Gleiches gilt aber auch leider für die Fassade des Hotelgebäudes, aus dem zu einer Seite Stahlstreben herausragen und welche teils eine recht baufällige Erscheinung macht, als wäre auch hier irgendwann mal ein Umbau einfach stehen geblieben. #Fotos Wir gehen zur Rezeption, hinter der außer einem alten PC aber niemand zu finden ist. Nachdem wir kurze Zeit in der Gegend rumgestanden haben, nutzen wir die Klingel auf der Theke, doch auch das bringt nicht weiter. Wir stehen abermals ein paar Minuten, klingeln ab und zu, schauen uns drinnen und auch draußen um, aber können niemanden finden. Also lassen wir uns schließlich in die Sessel der Empfangshalle fallen. Meine Gedanken kreisen um die für nauruische Verhältnisse viel zu einfach und schnell abgewickelte Reservierung und ich frage mich, ob ich uns kurz vorher evtl. hätte noch mal ankündigen sollen. Ich gehe schon fest davon aus, dass dieses Hotel eigentlich geschlossen und kein Zimmer für uns vorhanden ist, bin aber guter Dinge, dass wir dann schon irgendeine andere Unterkunft finden werden.
Plötzlich schreckt uns tatsächlich ein weiterer Gast aus den Gedanken, der gerade die Treppe hinunter in die Empfangshalle kommt. Wir sind also nicht, wie zunächst vermutet, ganz alleine hier. Da wir so verloren dort sitzen, kommen wir schnell mit ihm ins Gespräch und er stellt sich als Fidschianer heraus, der für eine Art Hilfsorganisation zur Ernährungsberatung arbeitet. Als er hört, dass wir schon eine ganze Weile hier sitzen und warten, muss er nur herzhaft lachen und sagt: „You need to get used to it, that’s Nauru!“
Seine Aussage fand ich sehr passend und habe sie übernommen, weshalb ihr über diesen Ausspruch in meinem Bericht ja schon ein paar Mal stolpern durftet J
Wir erfahren, dass es ihm bei seiner Ankunft ganz ähnlich ging und er lädt uns schließlich ein, uns mit seinem Auto gegen Abend einmal über die Insel zu fahren, was wir mangels eigenen fahrbaren Untersatzes gerne annehmen.
Dann kommt aber tatsächlich noch ein Angestellter in die Empfangshalle, den wir schnell in Beschlag nehmen. Als ich ihm meine ausgedruckte Email der Reservierung vor die Nase halte, blättert er in einem dicken Auftragsbuch, in dem wir augenscheinlich allerdings nie vermerkt wurden. Dennoch kramt er schließlich einen Schlüssel hervor und führt uns in den ersten Stock, in dem dann ein besseres Zimmer auf uns wartet, als wir erwartet hätten. Es ist sauber, es ist geräumig, es hat ein integriertes Badezimmer, es hat einen kleinen Kühlschrank sowie eine Klimaanlage und eine direkte Verbindung zum komplett um das Gebäude führenden Balkon.
Wir legen unsere Sachen ab und beschließen zunächst mal die Umgebung zu erkunden. Schräg gegenüber vom Od’n Aiwo befindet sich ein etwas größerer Gebäudekomplex, in dem ein Internetcafé, ein kleiner Supermarkt, die Poststelle und ein moderner Mobilfunkladen, der so gar nicht in die Landschaft passen will, untergebracht sind. Wir befinden uns hier im Insel-Distrikt Aiwo und nachdem wir uns etwas Trinkbares im Supermarkt besorgt haben, brechen wir zu einer kurzen Wanderung zur Buada-Lagune im gleichnamigen Buada-Distrikt auf. Der Weg dorthin startet von unserem Hotel aus gesehen direkt gegenüber in Richtung Inselmitte. Auf dem Weg lernen wir ein weiteres Problem Naurus kennen, von dem ich bereits gelesen hatte: überall liegen Abfälle. Die Insel kann traumhaft aussehen oder wie ein Müllhaufen, je nachdem in welchem Winkel man die Kamera ausrichtet. Es zeugen allerdings allerhand Schilder und Graffities mit Slogans wie „Keep Nauru green/clean“ davon, dass auch manche Einheimische das mittlerweile erkannt haben und Plastik einfach auch nicht mal eben verrottet. Bei dem Klima macht uns der eigentlich kurze, aber ansteigende Weg, schon ziemlich zu schaffen und wir sind nass geschwitzt, als wir an der Lagune ankommen. Auch hier das gleiche Bild: eine eigentlich traumhaft von Palmen umsäumte Süßwasserlagune, in der auf der Wasseroberfläche allerdings Müll treibt und die auch die Einheimischen schon lange nicht mehr zum Baden oder dergleichen verwenden. Wir spazieren eine Runde um die Lagune und treten dann den Rückweg an, um im ins Hotelgebäude integrierten Asia-Restaurant Mittagspause zu machen.
Danach wandern wir noch ein Stückchen nördlich durch die Bezirke Aiwo und Denigomodu, am Stadion und Hafen vorbei. Unser Weg führt uns auch durch Wohngebiete, die zum Teil komplett verfallen und verwahrlost wirken, zum Teil aber auch noch den Prunk vergangener Tage erahnen lassen, bis hin zum Ron Hospital und dem Nauru College. Zurück im Hotel sind wir zwar ziemlich durch (der Tag war zusammen mit dem Nachtflug dann doch recht lang), aber wir haben ja noch eine Verabredung: Wir treffen wir uns noch mit unserem neuen fidschianischen Bekannten und bekommen eine kleine private Inseltour, bei der er uns einmal um die Insel herum, aber auch auf das Plateau des Landesinneren (sog. Topside) führt. Auf dem Weg um die Insel machen wir dann auch noch ein weiteres Hobby der Nauruer aus, von dem ich bereits gehört hatte. Am Straßenrand hatte ein Bewohner einen riesigen Berg bestehend aus Musikboxen aufgetürmt, um die Straße zu beschallen. Leider sind wir zu schnell vorbei, um ihn im Bild festzuhalten. Auf unserer Runde fahren wir auch am Menen Hotel vorbei. Vor dem Hotel stehen einige Wohncontainer, in denen evtl. Arbeiter oder auch Angestellte des australischen Flüchtlingslagers, welches wieder im Landesinneren betrieben wird, untergebracht sind. Viel los scheint aber eigentlich nicht zu sein. Es sieht eher etwas ausgestorben aus, von „ausgebucht“ scheint es jedenfalls weit entfernt zu sein.
Im Norden der Insel machen wir eine kurze Pause am größten Supermarkt der Insel, Capelle & Partner, welches gleichzeitig auch neben dem bei unserer Unterkunft, der einzige ist, den ich überhaupt auf der Insel gesehen habe. Ansonsten gibt es aber überall kleine Kiosks, die von Chinesen betrieben werden. Überhaupt scheinen die chinesischen Bewohner diejenigen zu sein, die alle Geschäfte und Restaurants auf Nauru betreiben, die Einheimischen sieht man dagegen zumeist im Schatten sitzen und liegen oder im Auto um die Insel fahren. Oberhalb des Supermarkts gibt es auch eine von den Inhabern betriebene private Ferienwohnung, die Ewa Lodge, welche mir aber für unseren kurzen Aufenthalt zu teuer gewesen war und wir im Distrikt Aiwo ja nun gewissermaßen in „Downtown“-Nauru untergebracht sind. Im Supermarkt selbst gibt es so ziemlich alles, was man im täglichen Leben so braucht, aber auch für einen Supermarkt ungewöhnlichere Dinge, wie bspw. Möbel oder Tischtennisplatten finden sich hier. Auch einige wenige Souvenirs kann man hier entdecken, welche allerdings preislich nicht unbedingt Schnäppchen sind. Aber wer kauft hier schon Souvenirs, wenn nicht die Hand voll Touristen bzw. australische Angestellte des Flüchtlingslagers und die werden schon kaufen, wenn sie einmal hier sind.
Auf dem Plateau, der Topside, können wir schließlich die mondähnliche Umgebung mit den tiefen Kalksteinpyramiden bewundern, die sich durch den Phosphatabbau hier gebildet haben. Rings um den Strand trifft man ebenfalls immer wieder auf diese. Auch am Zugangsweg zum australischen Flüchtlingslager kommen wir vorbei. Unser Begleiter bittet uns aber, hier die Kameras besser in der Tasche zu lassen, da man das nicht gerne sehen würde und fährt lieber schnell weiter.
Nach unserer Rückkehr gehen wir zunächst im Internetcafé den Status unseres Rückflugs checken. Das machen wir auch an den Folgetagen, denn man will ja ggf. noch reagieren können, sollte sich irgendetwas ändern. Danach besuchen wir erneut das kleine Restaurant unterhalb des Hotels, welches leckere asiatische Gerichte zu erschwinglichen Preisen anbietet. Den langen Tag lassen wir schließlich gediegen auf dem Balkon unserer Unterkunft ausklingen.
Tag 2 (22.10.2013): Running ‘round Nauru
Ich schlafe in der Nacht nicht besonders gut und vor allem auch nicht lange. Ich hatte mir vorgenommen einmal um die komplette Insel und damit um ein komplettes Land zu laufen und will deshalb früh morgens starten, da die Temperatur und das Klima ansonsten einfach zu brutal sind. Leider wache ich sehr früh auf und kann nicht mehr gut einschlafen, immer nachschauend, ob es schon hell genug ist zum Starten.
Gegen 6:30 Uhr habe ich dann endlich genug Licht, um auf die Strecke zu gehen und starte meine Inselrunde gegen den Uhrzeigersinn. Dabei habe ich lediglich eine 0,5l-Getränkeflasche, was sich noch als grober Fehler herausstellen wird.
Ich laufe vorbei am Flughafengelände und den staatlichen Verwaltungsgebäuden, sehe kleinen Krebsen zu, die in Wassernähe an Land krabbeln und laufe weiter in Richtung Menen Hotel. In der Nähe lasse ich mir Zeit, laufe ein wenig am Strand entlang, um alte japanische Schützenbunker aus dem 2. Weltkrieg zu betrachten und mir das Hotel genauer anzusehen.
Auf dem weiteren Weg wird es dann aber ab und an etwas mulmiger für mich. Es sind zwar fast noch keine Menschen unterwegs, aber einige Streuner. Und als ich so angelaufen komme und ein paar ausgewachsene Hunde mit einem Welpen über die Straße schlendern, will ich gerade im Lauf für ein Foto das Handy auf sie richten, als diese ziemlich aggressiv nach mir bellen und beginnen mir nachzulaufen. Da noch mehr Hunde auf der anderen Seite stehen, höre ich auf zu laufen und beginne zügigen Schrittes zu gehen, was alle etwas zu beruhigen scheint. Jedenfalls verfolgt man mich nicht mehr und nimmt auch sonst nicht mehr besondere Notiz von mir. Mir scheint, dass die Streuner Naurus nicht gerade den Anblick eines Joggers gewohnt sind. Auch die Menschen, denen ich auf der weiteren Runde begegne schauen eher skeptisch, als würden sie sich fragen: „Was macht der da und vor allem, warum?“.
Das von mir auserkorene Zwischenziel nennt sich Capelle & Partner, wo ich meine bereits fast leere Trinkflasche gegen ein kühles Nass eintauschen möchte, doch leider hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich um diese Uhrzeit vor verschlossenen Türen stehen würde. Damit wurde der Rückweg, die Westküste entlang zu einer kleinen Tortur und ich muss einige Male auch ein Stückchen gehen, denn ich habe nicht vor, hier aus den Latschen zu kippen.
Am Ende komme ich erschöpft, aber glücklich wieder beim Od ‘n Aiwo an und habe unbewusst auch noch eine recht akzeptable Zeit aufgestellt.
Ich war allerdings nicht der Einzige, der auf diese geniale Idee gekommen ist, wie ihr hier nachlesen könnt: https://garfors.com/2011/04/nauru-the-run-around-country-html/ oder auch https://onestep4ward.com/running-around-nauru-least-visited-country-earth/ (wobei die Reise des letztgenannten Berichts erst nach unserer stattfand und es diesen dementsprechend damals noch nicht gab, denn hier hätte ich auch schon etwas über die Streuner erfahren können).
Nachdem ich
wieder einigermaßen instand gesetzt bin, machen wir uns auf den Weg zum
Immigration Office nach Yaren, um unsere Pässe mit Visum auszulösen. Gegen
jeweils 50 AUD bekommen wir sie ausgehändigt und wir werden ganz ungläubig
angesehen, als bekannt wird, dass wir wirklich die Strecke vom Hotel bis zum
Immigration Office (ca. 1,5km) gelaufen
sind. Auf dem Hin- und Rückweg lassen wir uns natürlich nicht nehmen, einmal
quer über die Landebahn des Flughafens zu stapfen.
Danach wollen wir möglichst noch einen Abstecher zu
Capelle & Partner zu machen, da wir uns tags zuvor natürlich nicht die Zeit
genommen haben, Souvenirs zu besorgen, während unser neuer Bekannter auf uns
wartet. Unterwegs halte ich an jedem chinesischen Kiosk an, um mir eine Limo
oder ähnliches zu kaufen, denn es war richtig heiß und ich hatte wohl doch
einiges nachzuholen. Wir halten Ausschau nach einer Möglichkeit einen Wagen oder
Fahrräder zu mieten, doch das einzige Angebot am Wegesrand ist unverschämt
teuer für komplette Rostlauben, die bei uns niemals mehr fahren dürften. Leider
konnte oder wollte uns das Hotel in dieser Hinsicht auch nicht weiterhelfen. Irgendwann
reicht es uns dann auch und wir versuchen per Anhalter zum Supermarkt zu kommen
und das klappt auch ganz gut. Dort angekommen durchstöbern wir ein wenig die
angebotenen Waren, decken uns mit ein paar Souvenirs, Essen und Getränken ein
und lümmeln ein wenig am Strand herum, wo auch ein paar Sitzgelegenheiten
vorhanden sind. Nach der verdienten Pause machen wir uns langsam wieder auf den
Rückweg, auf dem wir freundlicherweise auch irgendwann von einer netten Nauruerin
eingesammelt und bis an unsere Unterkunft gebracht werden.
Den Sonnenuntergang wollen wir dann in Strandnähe unterhalb unserer Unterkunft
erleben, doch dieser Bereich stellt sich eher als Müllhalde heraus. Eine nette
Anwohnerin bemerkt uns und bittet uns schließlich auf ihre improvisierte
Terrasse, auf der wir dann auf zwei Plastikstühlen ohne Stuhlbeine sitzend,
einen schöneren Blick genießen dürfen.
Nach dem Standardcheck bzgl. des Flugstatus im Internetcafé muss ich dann noch
von Nauru aus über das Handy einen organisatorischen Anruf mit der
Anschlussfluggesellschaft in Australien tätigen, um herauszufinden, wie wir vom
Brisbane International (Landung aus Nauru) zum Domestic Terminal (Weiterflug
nach Sydney) gelangen und ob ein vorzeitiges Check-In möglich ist, denn die
Flugzeiten sind aufgrund einer zeitlichen Verschiebung des Rückflugs relativ
eng getaktet und auf dem Hinflug nach Nauru haben wir ja bereits Verspätung
gehabt. Leider kann man mir an dieser Stelle nicht wirklich weiterhelfen, so
dass ich einfach hoffe, dass alles relativ pünktlich sein wird. Vorsichtshalber
notiere ich mir noch spätere Flüge, die am gleichen und am folgenden Tag nach
Sydney gehen, denn von dort soll es dann ja zurück nach Deutschland gehen und
diesen Flug würden wir dann doch nur äußerst ungern verpassen. Da es allerdings
noch mehrere passende Optionen gäbe, mache ich mir nicht allzu viele Gedanken.
Tag 3 (23.10.2013): Zurück über Brisbane nach Sydney
Nach einem
kleinen, selbstzusammengestellten Frühstück im Hotel packen wir unsere Sachen
und machen uns frühzeitig auf den Weg Richtung Flughafen, denn wir wollen das
Risiko minimieren, plötzlich erneut auf Stand-by zu stehen. Das erste Mal in
unserem Leben schultern wir unsere Backpacks und spazieren tatsächlich direkt
von der Unterkunft zum Flughafen. Wo auf der Welt geht sowas? – That’s Nauru! ?
Hier ist es allerdings
nichts Besonderes mit seinem Wagen mal eben auf dem Parkplatz direkt vorm
Terminal zu halten, um den ankommenden und abfliegenden Flugzeugen zuzusehen
(Ohrschützer wären dabei nicht verkehrt).
Im Terminal angekommen stellen wir uns an den Check-In-Schalter und sind dort auch die ersten. Vor uns wird lediglich irgendeine offizielle Beladung abgefertigt, dann sind wir auch schon dran. Der Angestellte verlangt unsere Reisepässe und tippt dann wild in seinen Rechner, schaut ungläubig, tippt wieder was, schaut wieder ungläubig…und ich denke schon: Oje! Aber nach einigen Minuten wilden Tippens und ungläubig Starrens bekommen wir dann doch ohne weitere Schwierigkeiten unsere Boarding-Pässe ausgehändigt und können zunächst aufatmen.
Ins Schwitzen geraten wir dann wieder beim Landeanflug nach Brisbane, denn wir sind noch in der Luft, als eigentlich schon das Boarding für den Sydney-Flug beginnen soll. Chancen diesen zu erreichen, rechnen wir uns nicht mehr wirklich aus. Ärgerlich wäre es natürlich trotzdem auf den Flug- und Hostelkosten sitzen zu bleiben. Deshalb sind wir dennoch ausnahmsweise mal selbst unter den Reisegästen, die nach Landung direkt im Flieger stehen. Kaum den Flieger verlassen, stürmen wir auch schon zur Passkontrolle, um möglichst weit vorne in der Schlange zu landen. Nachdem diese Hürde genommen ist, sprinten wir zum nächstbesten Taxi, um zum Domestic Terminal zu kommen. Der Fahrer liefert uns glücklicherweise direkt am korrekten Eingang vom Jetstar-Check-In ab und während Juliane ihn bezahlt sprinte ich schon vor, um den Schalter ausfindig zu machen.
In der dortigen Schlange werden wir dann bereitwillig vorgelassen, als man unser Ziel hört, denn alle anderen Gäste stehen für spätere Flüge an. Als wir schließlich keuchend und schnaufend vor dem Jetstar-Mitarbeiter stehen und flehend fragen, ob es noch möglich sei, für Sydney einzuchecken, grinst dieser nur breit und sagt ganz ruhig: „Calm down, you made it!“
In diesem Fall profitieren wir zum Glück von einer Verspätung und sollen sogar noch eine Weile warten, bis wir dann tatsächlich zurück nach Sydney starten.
Viele werden sich nun fragen: Hat sich dieser ganze Aufwand, die Nerven und die Kosten gelohnt, um diese knappe Zeit auf einer Insel im Nirgendwo zu verbringen?
Meine Antwort lautet: Ja. Ich denke immer wieder gerne an diesen Trip zurück, auf dem wir doch recht viel von der kleinen Insel sehen durften. Es hatte etwas Besonderes, etwas Abenteuerliches an sich, einen Ort mit eigenen Augen zu sehen, den nicht sehr viele Menschen besuchen. Und wer weiß, ob ich noch mal die Chance dazu bekommen werde.
Nicht umsonst hieß es auf einer Seite, bei der es um Reiseziele abseits der ausgetretenen Touristenpfade („off the beaten track“) geht, sinngemäß: „If you are in Nauru, everything is off the beaten track.“